Apollinisches Manifest

 

Dieses Manifest soll nicht an den Grundmauern des Staatsapparates rütteln, oder gar deren alten Balken zum Einsturz bringen; es soll weder subversives Gedankengut verbreiten, noch direkt Personen angreifen, (außer es fühlen sich ein paar betroffen) sondern ist nur ein Aufschrei zur Verhinderung eines weiteren Kulturmordes (August 1997)

 

Nachdem nun unsere allerletzte Hoffnung, bzgl. unseres Natursteinkunstwerkes "APOLLONTEMPEL", nämlich die naturschutzrechtliche Ausnahmebewilligung, wie wir sie schon einmal für fünf Jahre erteilt bekommen haben, fehlgeschlagen hat und in einen naturschutzrechtlichen Abbruchbescheid des obgenannten Kunstwerkes umgewandelt worden ist, (per 31.10.1997) sehen wir uns schweren Herzens genötigt, dieses Kunstwerk in eine so genannte nicht mehr betretbare "Steinfigur", umzuwandeln, wie wir sie zu Tausenden im Hochgebirge antreffen. (Dazu sei bemerkt, dass z.B. auf Seite 13 im "Tauernblicke" Heft [an einen Haushalt in Kärnten, Salzburg und Tirol, vom Juli 1997] hunderttausende (??!!!??) Menschen aufgerufen werden, im Hohe Tauerngebiet eine Steinfigur zu errichten).  Wir werden dabei den bestehenden Innenraum dieses  "Tempels " mit Steinen auffüllen.

Mit diesem Auffüllen wurde bereits begonnen, (mehrere Tonnen Steinmaterial wurden bereits in den Innenraum geschüttet) sodass bis Herbst kein Bauwerk mehr vorhanden sein wird.

Dass in Österreich Kunstwerke immer schon  bekämpft werden, haben wir aus eigener Erfahrung seit beinah zehn Jahren zu spüren bekommen. Man hat versucht, uns mit paragraphischer Dschungelreiterei in die Knie zu zwingen, uns des Sektentums bezichtigt, nur weil dieses Kunstwerk einer, für Kirche und Staat anscheinend nicht vereinbarer Bezeichnung obliegt, man hat uns einige Exekutoren auf den Hals gehetzt, (u.a. wegen 84 ö.S.) uns zu Gerichtsverhandlungen nach Wien zitiert und versucht nun, mittels einer eher spontanen Gesetzesänderung uns den Rest zu geben.

Anscheinend will man in Österreich nonkonforme Lebens- und Denkensarten ausmerzen, (weshalb auch viele KünstlerInnen dieses Land verlassen) um vielleicht der Verlegenheit der Peinlichkeit, des Ausgelachtwerden zu entgehen.

Dabei ist jedoch jene kunstfeindliche Verhaltensweise peinlich und lächerlich.

Österreichs Kunstverhinderungsministerien wollen scheinbar ihre KünstlerInnen in kontrollierbare Bahnen sehen, möchten sie mit eisernen Kreuzen, goldenen Plaketten und Schönschrifturkunden verankern, fein säuberlich in eine, ihnen angenehme Schublade verpflanzen und bei Bedarf diese KünstlerInnen als Vorzeigeobjekte aus selbiger Schublade entnehmen, um sie dann stolz zu präsentieren und sich selbst einen Platz im Gönnerhimmel zu sichern.

Uns ist absolut klar, dass unser Kunstwerk nicht in diese, leicht verschließbare Schublade passt.

Liebe Herren Kunstverhinderer

Wenn wir nun aufhören würden, unserem Schaffensdrang da oben in den Bergen Ausdruck zu verleihen, würden wir damit die künstlerische Freiheit, das freie Denken, die freie Meinungsäußerung, die Wegefreiheit in der Natur und uns selbst zerstören und es könnte passieren, dass die (Jagd) Flinte, die man uns seit diesen zehn Jahren ansetzt, eines Tages nach hinten losgeht.

Es sei somit gesagt, dass wir uns Ihrer kunstfeindlichen Einstellung auch dann nicht beugen werden, sollten Sie dieses Natursteinkunstwerk wirklich abreißen wollen.

Wir glauben nämlich, dass es den Herren Kunstverhinderern mittlerweile nicht mehr darum geht, dass da oben auf 2300 Metern Seehöhe ein Schwarzbau entsteht und dieser in Schranken gewiesen werden muss, sondern dass diesen Kunstverhinderern die Gefahr der Freigeisterei ein Dorn im Auge ist.

Es ist für uns erstaunlich, bzw. erfreulich, dass in den zehn Jahren seit der Entstehung unseres Natursteinkunstwerkes, sich noch niemand abfällig über dieses geäußert hat, der es aus nächster Nähe betrachtet hat. Der Beweggrund für diese Tatsache ist vielleicht der Einklang des "einfachen" Menschen mit der Natur, der konform mit dem Einklang Natur - Kunst ist; sein kann, wenn man es spürt.

Den Herren Kunstverhinderern fehlt wahrscheinlich diese Natürlichkeit, sie sind vielleicht von diesem intuitiven Erfassen einer Kraft in den Bergen weit entfernt, aus welchen Gründen auch immer.

Daher laden wir alle, uns bekämpfenden Menschen herzlich ein, unser Projekt vor Ort anzuschauen, um dann wirkliche Schlüsse ziehen (Schüsse zielen) zu können.

Weil wir keinen Streit mehr wollen und in Ruhe dort oben in den Bergen sein wollen, haben wir uns zu diesem Schritt (den Innerraum dieses Tempels aufzufüllen) entschieden. Es ist bedauerlich; für uns und für die Freiheit der Kunst, dass es soweit kommen musste, jedoch hoffen wir, dass die Kunstbekämpfungsgremien nun zur Einsicht gelangen, dass dort oben Kunst entsteht, entstehen muss und uns in Ruhe lassen.

Dies wünschen wir uns und....... müssten wir für diese Steinfigur "Apollon" doch noch um eine Genehmigung ansuchen, so hoffen wir, dass uns die zuständigen Ämter darüber informieren werden.

 

Ergeht an: 

Bundeskanzler Viktor Klima, EU Kommisär Dr. Franz Fischler; Landeshauptmann Wendelin Weingartner; Landesrat f. Kultur, Fritz Astl; Stadtrat Lothar Müller; Uni. Prof. Dr. Hans Klecatzky; Österr. Bundesforste in Innsbruck und Wien; Amt für Naturschutz in Tirol; Landesumweltanwalt Dr. Riccabona; Bürgermeister von Inzing, Kurt Heel; Bürgermeister von Oberperfuss, Ewald Spiegl; Dr. Hans Haid; Elfriede Jelinek; Barbara Frischmuth; Josef Hader; Egon A. Prantl; IG Autoren - Gerhard Ruiss; Anton Christian; Joshi Stieber; Prof.Oswald Oberhuber; Dr. Dr. Günther Nenning; Volkmar Parschalk; Tirol Kurier; Tiroler Krone; Tiroler Tageszeitung; Deutsche Presseagentur, Dolomiten; Blickpunkt; News; Falter; Profil; Wiener; Literaturzeitschrift Gegenwart, Foehn; Das Fenster; ORF Tirol und Wien; ZDF; ARD; SAT 1; 3 SAT; PRO 7; RTL; ARTE;

 

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